Der große Ausverkauf |
Menschen hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche Max und Moritz hießen;
Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!!
Ach, das war ein schlimmes Ding,
Wie es Max und Moritz ging!
Kreativität ist heute ein "must have", ja sogar ein "must want". Oder um es mal in deutscher Sprache auszudrücken, wir können es uns heute nicht erlauben zu sagen: "Kreativ? Nein, tut mir leid bin ich nicht und will ich nicht sein." Während es lange Zeit absolut in Ordnung war, wenn man in aller Ruhe sein Leben gelebt hat ohne besonders originell oder kreativ zu sein, ist heute das komplette Bild vertauscht. Da fragen wir uns doch, wie konnte es passieren, dass der imaginäre Befehl: "Sei kreativ!" permanent in unseren Köpfen wummert?
Kreative Schaufenstergestaltung, die schreit: "Kauf mich!" |
Werfen wir mal einen kurzen, fragmentarischen Blick zurück in die Vergangenheit. Da sehen wir eine Welt, in der die meisten Menschen in einer festen sozialen Rolle stecken. Sie machen sich keine Gedanken darüber, wer sie sind und was sie tun möchten, sondern versuchen schlicht und ergreifend innerhalb des feudalistischen Ordnung zu überleben. Denn schließlich ist diese - inklusive der Stände - ja von Gott gegeben.(*1)
Wir überspringen jetzt kurz mal so Kleinigkeiten wie die Erfindung des Buchdrucks, die Französische Revolution usw. und konzentrieren uns auf die Romantik, nicht die von Abendessen bei Kerzenschein und roten Rosen, sondern die kulturgeschichtliche Epoche. Der gute alte, konservative Romantiker war nämlich von etwas ganz besonders geflasht: dem Geniekult. Der Einfachheit und auch der Lesbarkeit halber knapsen wir jetzt hier die einschlägigen Zitate von Burke und dem alten "reiner Geist - no Begehren" Preussen Kant mal ab und fokussieren unseren Blick auf das, was damals geschah.
Dieses Kunstwerk wird präsentiert von |
Dieses ästhetisches Selbstbild, dass nicht an einen Kern oder Essenz der Persönlichkeit glaubt -abgesehen vom "Genie"- führt natürlich zu einer Kunst, die endlos spannender ist als die sozialpädagogische Kunst die in unseren Kunstvereinen nach der Ermordung des Genies in den 60/70 er Jahren des letzten Jahrhunderts stattfindet. Dies nur als Nebenbemerkung. Bis zu dieser Ermordung zog sich aber über die Boheme und Avantgarden dieser Gedanke durch Bilder und Selbstbilder des Künstlers und der (Sub-) Kultur und wurde zum Rolemodel für den heutigen Menschen schlechthin.
gefördert durch kunst. |
Wir erhalten in unseren Jobs größere Freiheiten und wünschen uns alle einen zwanglos, verspielten Job bei Google, aber wir sollten begreifen, dass mit dieser Technik der "laissez-faire" Kontrolle, nur unsere Wirtschaftlichkeit als Humankapital gesteigert wird. Wir, die Duracell-Batterien des Kaninchen Kapitalismus trommeln so noch länger und besser.
Gerade die Kunst und Kultur dienen nur der Etablierung von Logos und Marken, seien dass die "Marke Hamburg", Red Bull, Eon oder eben Documenta und CCB. Da sollten wir mal drüber nachdenken.
Deshalb: Kreativität - nein Danke.
Literaturhinweise:
1) http://www.suhrkamp.de/buecher/die_erfindung_der_kreativitaet-andreas_reckwitz_29595.html
2) http://www.berlinverlag.de/bucher/bucherdetails.php?isbn=9783827006004 inzwischen auch als taschenbuch
3) http://www.uvk.de/buecher/db/titel/details/der-neue-geist-des-kapitalismus////ch/62081d11f6eb005c62a5574e2d11c710/
4) http://www.suhrkamp.de/buecher/die_kunst_der_freiheit-juliane_rebentisch_29613.html
5) http://www.edition-nautilus.de/programm/politik/buch-978-3-89401-726-2.html
1) Dazu wird sich der Autor dieser Zeilen bestimmt auch nicht verkneifen können, noch mal ein paar Worte fallen zu lassen.
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