Kurz
nach 14 Uhr am 04. Okt. 2007 betritt der Kunstbetrachter (im Folgenden
„Ich“ genannt) im Auftrag höherer Wesen (Beate Engel) die Galerie
von Bernard Bischoff. Dieser ist gerade im Gespräch mit einer Person
weiblichen Geschlechtes. Vermutlich eine Künstlerin, aber wer weiß,
vielleicht verkauft sie auch nur Seiten im Telefonbuch. Ich werde freundlich
begrüßt und stelle im Anschluss an die Begrüßung kurz mein Anliegen
dar. Ich sei mit meinem Projekt „ich schaue kunst auch für sie.“ Teilnehmer
des Ausstellungsherbstes „Here we are“ im Programm und BeateEngel
habe mich beauftragt für sie diese Ausstellung anzuschauen. In
diesem Rahmen würde ich gerne einige Fotos von der ausgestellten Kunst
machen. Das sei kein Problem, meint Bernhard Bischoff und macht mir noch schnell das Licht an. Nachdem
das geschehen ist, fange ich an die Kunst zu betrachten und dies
zu dokumentieren.
Zunächst wende ich mich den in ihrer visuellen Präsenz an die Prilblumen oder Persilwerbung der 70er Jahre erinnernden Bilder und Objekten Dominik Stauchs zu.
In einer angenehm zurückgenommenen, reduzierten Optik präsentieren sich dort einfarbige Kreise. Deren Überlagerungen, Schnittmengen würde ich sie aufgrund meiner Erfahrungen mit der Mengenlehre nennen, sind in den jeweiligen Mischfarben ausgeführt. Die beiden Bilder erreichen dadurch eine angenehme, luftige Leichtigkeit ohne jedoch ins Seichte abzudriften. Ich drehe mich ein Stück weiter und sehe eine Wandarbeit, die den Loungeartigen, an Clubästhetik erinnernden Eindruck der beiden ersten Arbeiten in meinem Kopf noch verstärkt. Durch die vorgelagerten Objekte wird diese aber auf geschickte Weise gebrochen. Auch bei diesen Objekten handelt es sich oberflächlich um minimalistische Glasmalerei. Durch die dialektische Verwendung eines sichtbaren Duktus thematisiert sich diese Arbeit selbst und befragt so reflexiv das Minimalismusmotiv. Das Spiel mit den Konventionen des Kanons und Erwartungshaltungen des Betrachters ermöglicht es Stauch über reinen Manierismus hinauszugehen und durch die Selbstthematisierung der Arbeiten etwas auch für die Gegenwart relevantes zu schaffen. So entsteht die Frage, was heute künstlerisch noch machbar ist, ohne als Kitsch daher zu kommen. Ich bin erfreut über die angenehm leichte, aber doch hintersinnige Kunst nach all der bedeutungsschwangeren und soziologischen Kunst der Documenta 12.
Im
zweiten Teil der Ausstellung werden Arbeiten von Kotscha Reist gezeigt. Als
erstes fällt mein Blick auf eine Wand, die mit vielen kleineren Arbeiten, zum Grossteil Zeichnungen, auf
Papier gefüllt ist. Entzückt vermeine ich Sigmar Polke zu erkennen,
was durch den Begriff „Höhere Wesen“ noch gefördert wird. Nun schaue ich mir
die Zeichnungen
genauer an und vermeine noch weitere Gestalten aus der Kunstgeschichte zu
erkennen. Zum Beispiel den irren Holländer mit dem 'verlorenen' Ohr. Indessen ist auch
mein Partner in Crime, Markus Zürcher eingetroffen. Den weise ich vergnügt
auf die Polke Zeichnung hin. Ein späterer kurzer Blick auf den Beipackzettel
offenbart mir den Titel dieser Wandinstallation: „Heroes and Colleagues“. Der
Künstler hat sich hier also eine Art Ahnentafel geschaffen und thematisiert so
die alte Frage: „Woher komme ich?“ auf eine absolut praktische und gänzlich
nichtmetaphysische Art. Zugleich wird damit ein privater Kanon der
Kunstgeschichte etabliert.
Nice, denke ich beschwingt.
Nice, denke ich beschwingt.
Gegenüber findet sich ein dreidimensionales Objekt, das in zur Schau
gestellter Künstlichkeit Würste auf einem Stock zeigt. Wie mir mein Kulturübersetzer
und Kunstvermittler Markus mitteilt, handelt es sich dabei um eine beliebte Schweizer
Art Wurst (Cervalat) zu essen. Er weist mich aber auch auf kleinere Mängel des
Werkes hin, die hauptsächlich die Art der Würste betreffen. Ferner sehe ich
noch zwei Gemälde auf denen Reist die Frage nach dem Künstlerischen Akt wieder
aufnimmt. Hier geschieht es nicht durch die Darstellung von Kollegen und
Helden, sondern durch die quasi serielle Fertigung der Bilder selbst. Ich sehe,
dass sie trotz
eines gut sichtbaren Duktus dasselbe Motiv in anderer Farbigkeit variieren, wie
ich es zum Beispiel von den Siebdrucken Andy Warhols kenne und so die Frage
nach der Originalität vom Künstler in den Raum stellen. Was durch die exponierte
Stellung des Polke Portraits in der Wandinstallation mit der expliziten Nennung
der höheren Wesen noch einmal unterstrichen wird.
Erfreut
über diese kleine, aber gelungene Ausstellung verlasse ich die Galerie Bernhard
Bischoff.
Dieser Bericht aus dem Leben eines Betrachters ist
ausdrücklich zur Vervielfältigung freigegeben.
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