Dienstag, 22. Januar 2013

Ironie - watt is denn datt?

In einem Artikel von Christy Wampole für die New York Times jammert diese ein wenig über die Ironielastigkeit unserer Zeit und fordert eine postironische Zeit. Eine Forderung die auch David Foster Wallace vertreten und in vielen Gesprächen geäußert hat. Die neue Ernsthaftigkeit also. Laut Wampole stehe Ironie für Unsicherheit, Leere und verhindere das Eintreten für klare Positionen mit denen man sich angreifbar mache.
Da lohnt es sich doch mal einen kurzen Blick auf verschiedene Ironebegriffe zu werfen, denn oft ist Ironie mehr als das von ihr beklagte Kaufen von scheußlichen Dingen des Gags wegen, das ist dann wohl eher Camp - wobei dort Ironie eine gewisse Rolle spielt.


Schwingen wir uns also mal kurz in unseren DeLorean und landen im Athen des Jahres 420 vor Christus. Da schleicht ein Mann am hellichten Tage mit einer Laterne über den Markplatz und sucht nach Menschen. Sein Name ist Sokrates. Normalerweise quatscht er die Athener ziemlich voll. Mithin, er ist eine Nervensäge, da er ich sich in Gesprächen oft dümmer stellt, als er ist und sich an den Qualen der Gesprächspartner zu weiden scheint. Eine Form der Ironie, der Verstellung. Wozu dient sie hier? Die eigene Hippness auszustellen? Oder eher dazu, allzu gewisse Wahrheiten und Dogmen zu erschüttern?

Und da wären wir schon mitten drin, im Zentrum der Ironie. Die Ironie enthält immer einen Kern des Zweifels, auch an der eigenen Position. Ein paar tausend Jahre später - für uns kein Problem, wir haben ja den DeLorean - beschreibt ein Amerikaner namens Richard Rorty die IronikerIn in etwa so, dass sie sich bewußt sei, über ein endliches Vokabular an Wörten zu verfügen und ständig danach giere, neue Wörter kennen zu  lernen, neue Erfahrungen zu machen, neue Rollen auszuprobieren. Da sie um die Endlichkeit des eigenen Horizontes weiß, Zweifel an allzu festen Gewißheiten hat, ist sie gerne bereit, nach eingehender Prüfung, einen anderen neuen Standpunkt einzunehmen. Sie gesteht anderen eine andere Weltsicht, ein anderes Sprachspiel zu. Und diese Freiheit, den eigenen Standpunkt, die eigene Meinung zu revidieren und nicht nach festgelegten Schemata und Dogmen zu leben mit in zwei Steintafeln geschlagenen Gesetzen, ist eine Form der Ironie auf die ich nicht verzichten möchte. Aber das entbindet uns nicht davon, Solidarität auszuüben und vor Angst, den falschen Standpunkt einzunehmen, lieber gar keinen einzunehmen. Machmal muss auch die IronikerIn klar Stellung beziehen. Auch wenn sie Probleme mit der Konstruktion von universellen Werten hat, glaubt sie doch das es kein Zurück hinter gewissen Dinge geben sollte.


Und nebenbei, die Schenkelklopferironie, die Wampole bemängelt, kann mir eh gestohlen bleiben. Florian Silbereisen und der Musikantenstadl oder das Dschungelcamp sind einfach Trash, ein anderes großes Thema. Da hilft auch keine ironische Aneignung, allenfalls sehr kurzzeitig.

Zum Schluss: Was schlimm an popkulturellen Referenzen sein soll, begreif ich nicht, liebe Christy Wampole. Als wenn Popkultur irgendwie blöder wäre als etwa Hochkultur? Und wie ein italienischer Semiotik Professor names Eco einmal bemerkte, bleibt uns oft nur die Ironie um nicht komplett lächerlich zu wirken, hier ist die Ironie das indirekte Sprechen, das Zitat (Warum nicht aus dem Pop?), denn im Zeitalter von Hollywood noch direket zu sagen: "Ich liebe Dich." klingt irgendwie ziemlich hohl oder etwa doch nicht?

Da fällt mir ein: Liebes Lektorat, könntest Du...

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