Sonntag, 2. Dezember 2012

Das kann weg! Ob das Kunst ist, ist egal.

Wenn ich abends durch den vollständig gentrifizierten Hafen Münsters in Richtung des Klassenfeindes namens Cineplex schlendere, fällt mein Blick des öfteren auf das Gebäude der Stadtwerke und regelmäßig gerate ich in Wallung, wenn ich die bunte Lightshow dort sehe. Woran das liegt? Eventuell an diesem verbreiteten Trend ein bißchen Disco Bling Bling mit Licht oder Beamer als Lichtkunst auszugeben und sich ordentlich Kohle dafür in die Tasche zu stecken. Ich leide bei so was immer an Kunstbulimie.

Mit Kunst, auch nicht Lichtkunst ala Dan Flavin, hat das nix zu tun. Das ist die Gesellschaft des Spektakels und allenthalben dazu angetan die Warendorfer Friseusen (nichts gegen diesen ehrenwerten Berufsstand - nichts gegen dieses liebenswerte Städtchen) ausrufen zu lassen: "Wie schön!" während sie sich gleichzeitig darüber beschweren, dass sie mit ihren Stöckeln auf dem Kopfsteinpflaster nur schwer laufen können.

Ähnlich wie das wunderbare Beleuchtungskonzept vor dem Bahnhof: Bullshit. Nix als illuminierte Stadtdeko. Klar, frage ich mich dann in seltenen guten Momenten schon mal, ob ich eventuell einen zu hehren Anspruch an Kunst habe, der auf solche flach-bunten-großen Gagainstallationen zu schnell hinabsieht und zum Kunstfaschismus neigt. Aber im Ernst, das ist Lillifee als Kunst am Bau. Im besten Fall erwarte ich von Kunst, dass irgendwas bei mir "Klick" macht. Gut, man kann jetzt argumentieren, dass genau das geschieht, wenn ich mich echauffiere. Das ist allerdings reine Verdrehung des Sachverhalts im Namen allermiesester Dialektik, da können wir gleich abgeben.

Jede Effekthascherei und Geldmacherei unter dem Apriori von "Vielfalt tut gut" und ""wir sind eine offene pluralistische Gesellschaft mit einem solchen Kunstbegriff " unwidersprochen hinzunehmen, ist eine Aufgabe von eben genau diesem. Wofür manch einer, den wir heute museal ehren, gestritten und gelitten hat. Mit so was treten wir deren kulturelles Erbe in die Tonne. Und mit ach so ironischen Intentionen braucht mir da auch keiner kommen. Dafür ist es einfach falsch kontextualisiert.

Deshalb werde ich einen Antrag bei "Art Erasa" stellen, den Kram zu entsorgen. Das kann weg. Die Frage, ob es Kunst ist, stellt sich dabei nur in sofern, dass Art Erasa nur Kunst umweltgerecht entsorgt. Eine Zuständigkeitsfrage gewissermaßen.


Lieber Lektorat, bitte walte deines Amtes.

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