Freitag, 7. Dezember 2012

Alles so schön geordnet in den verstrahlten Hirnen

Rechte = Geld oder Kunst = Kapital?
In der letzten Zeit tauchten in meinem Bewußtseinshorizont neben dem universellen Markt zwei Themen auf der Aufmerksamkeitsskala weit oben auf, einmal die Popdiskussion und zweitens die Digitalisierung der Kultur. Während Kunsthund Bobby auf dem Weg zum Brunch in Andrea`s Kiosk war und ich als notwendiges Übel an der Leine hinterhergezogen wurde, fragte ich mich ob diese beiden Themen nicht irgendwie miteinander verknüpft seien?

Zunächst wäre da erstmal die leidige Frage nach Pop und Popkultur, die ja insbesondere zunächst eine deutsche zu sein scheint, denn nirgendwo sonst stellt sich die Frage nach U und E in dieser Heftigkeit. Bei all der Akademisierung, insbesondere im Kunstbetrieb, fällt mir spontan der Spruch ein: Im Kopf den Muff von tausend Talaren. Die Grenze zwischen U und E, zwischen Pop und Kunst, scheint es auch in anderen Ländern zu geben, aber in der guten alten BRD ist das scheinbar noch eine Frage über die sich die Gemüter ernsthaft erhitzen können. Da frag ich mich manchmal schon, ob einige Leute eventuell einfach in der Zeit steckengeblieben sind. Natürlich kann man nun behaupten, dass Thomas Mann (Ich liebe Tonio Kröger) Philip K. Dick ästhetisch überlegen sei, aber dies ist natürlich eng mit der Frage verbunden, wie denn Ästhetik definiert wird. Ob nun Wert auf einen geschliffenen Ausdruck gelegt wird oder ob es entscheidender ist, dass der Autor mir was und wieviel über meine Wirklichkeit verraten kann - was, das gebe ich ungezwungen an dieser Stelle zu, Thomas Mann durchaus noch tut. Wie verhalten sich die Sex Pistols zu Richard Wagner? Aber bevor ich jetzt total in den rhizomatischen von Höcksken auf Stöcksken Modus entschwinde, werde ich versuchen der Lesbarkeit des Textes ein wenig Rechnung zu tragen und nur kurz auf Foucault`s "Ordnung der Dinge" und dem darin enthaltenden Borgeszitat aus der  "Chinesischen Enzyklopädie"  verweisen.

Rechte = Geld oder Kunst = Kapital?
Zurück in die harte Realität des praktischen Lebens. Manchmal frage ich mich schon aufgrund der ganzen Vitagier, ob eigentlich entscheidener ist, ob und bei wem man studiert hat oder was man tut. Ein nicht näher benannter Galerist bemerkte übrigens Ähnliches bei seinen nicht studierten auswertigen Künstlern: Der gemeine Interessent schreckt oftmals vor dem Kauf zurück, wenn das ganze nicht durch Studium bei Professor Halligalli abgesichert ist Auch dies nur am Rande, denn der eigentliche Kern der mich hier besonders interessiert, ist die Überlegung, ob nicht der Pop alles verschlungen hat und heute alles nach den Maßstäben des Pop bewertet werden muß, ob solche Konstrukte wie die Archive des Museum im Zeitalter der Netzes, dem größten Archiv überhaupt, nicht ein wenig angestaubt wirken. Eng damit verbunden stellt sich dann die Frage nach der Aura des Originals, ist es im Zeitalter der Apps und Tablets, der Magazine und Comics überhaupt noch für mich notwendig in ein Museum zu gehen um in Ehrfurcht erstarrt die virtuose Meisterschaft in einem Gemäldes zu erleben, die ich, wie 99 Prozent der Menschheit, eh nicht von der Handschrift eines Beltracchi zu unterscheiden kann.  Und nicht zu vergessen ist die These von Wofgang Ullrich, dass Kunst heute für die Abbildung, die Reproduktion optimiert sei. Bei sogenannter Medienkunst stellt sich diese Frage noch intensiver. Daran anknüpfend natürlich die Frage, welche Rolle und Aufgabe ein Museum Heute hat.


Rechte = Geld oder Kunst = Kapital?
Und damit wäre ich schon bei einer möglichen Schnittmenge der beiden Themenkomplexe. Einerseits könnte sich in der Kunst auch der folgende Gedanke als Mem verbeiten: Keine Meisterwerke mehr. Stattdessen die gute alte Version Excursion. Mehr Answer- & Dubversions in der Kunst. Das, was Dirk von Gehlen eventuell mit der "Verflüssigung von Kultur" meint. Hinzu kommt das, was ich mal die gepflegte "Leck mich am Arsch" Haltung des Netz nenne, ein gesunder DIY Dilletantantismus - was natürlich manchmal zu dem unangehmen Nebeneffekt führt, dass die Revolution ihre Kinder frist. Ebenso wie wutbürgerische uneingeladene Partzipation. Aber auch da können wir mal wieder einen Einfluss der Populärkultur erkennen: Den des guten alten Punk, mittlerweile ja eher eine Art H&M Musik- und Lifestylerichtung. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur mal kurz an SST und ähnliche Labels. Aber letztendlich ist Kunst schon immer eher eine Idee gewesen, ein Mem im Sinne des egoistischen Gens, welches sich seinen Weg durch die Generationen und die Hirne sucht.  Das sich ausbreiten und überleben will.

Aus Liebe zur Kunst - Detail
Und ja, Museen und Kunstvereine sind noch stets nötig, aber nicht als harmlose Bespaßungsorte und Instrumente des Stadtmarketings in denen man neue alte Meister bestaunen kann(Grüss dich Thomas), sondern als lebendige und offene Orte, die nicht der Musealisierung und dem Zahnziehen dessen dienen, was die, die es jetzt als Kunst bewundern, zu seiner Zeit eigentlich Tief verstört und in Panik vesetzt hätte. Das führt dann zu dem, was ich Dada oder Fluxus Kitsch zu nennen beliebe. Wenn die Museen diesen Schritt nicht mal langsam hinkriegen, dann reicht auch das Netz. Als Archiv ist dem Museen eh überlegen und intelligentes Leben findet sich im Netz auch. Das Netzt ist Pop und das ist gut so.

HF & GL und weil ich trotz allem Kunst liebe:
Aus Liebe zur Kunst
Liebes Lektorat, ich weiß, ich bin ein Ausbeuter, aber könntest du eventuell trotzdem?

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