Mittwoch, 14. November 2012

Can`t take your slogans no more...

 "Die Künstler_IN beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Wahrnehmung." Ein beliebter Textbaustein aus dem Eröffnungsredensprech. Doch mal im Ernst, da beginne ich mich zu fragen, was die meisten der werten Kollegen und Kolleginnen denn so wahrnehmen? Diese Welt in der sie leben? Oder nur solipsistische Nerdinteressen. Kunst muss weiß Gott nicht politisch sein, aber kann ein Alltag in dem Menschen und ihre Beziehungen untereinander endgültig zu Ware mutiert sind, eine Welt in der Kunst auch nichts anderes darstellt als eine Ware von Künstler einfach ausgeblendet werden?

Ist das reines marktstrategisches Denken, etwa so wie die Marke CCB jetzt auch zu den Top-Brands des Kunstbetriebs(Ein Betrieb ist ja bekanntlich ein wirtschaftliches Unternehmen) gehört, die Documenta ja schon lange zur Marke Kassel beiträgt usw. Sprich  geht es schlicht und ergreifend um Kohle und Macht? Ist die Zeit vorbei (Wenn sie jemals so gegeben hat) als Kunst und ihre Institutionen noch etwas zur *Achtung* Erkenntnis beizutragen hatten und gesellschaftlich Relevant waren? Sogenannte Diskursorte und nicht nur dem unendlichen Spaß dienten. Die allermeisten sind heute alles andere als Produktionsstätten von ästhetischer Kritik, sondern dienen dem Spektakel und der Simulation von Kritik. Nicht ganz so stumpf wie die ein Euroläden schreien sie(Museen und Kunst): "Kauf mich!" Komm zum Blockbuster und leg nen 10 er auf den Tisch. A must see! A must have! Warum ist der Eintritt in Museen nicht frei, wenn der Staat Bildung und Kultur fördern will, dann bitte so, dass die ach so beschworene Inklusion und Partizipation auch ohne Kosten für alle möglich ist.

Aber mal ehrlich, ist schon toll, wenn so ein bißschen unter sich ist und der biertrinkende, nach Schweiß riechende Pöbel nicht stört. Und natürlich sollten auch die das Sagen haben, die das Geld haben, die mit ihren Käufen bestimmen, was Kunst ist(Vor allem Ware, Deko und Spekulationsobjekt): Die Sammler. Aber so kann man das ja nicht sagen, da würde ja dann das Transzendente fehlen, auf das wir ja alle so abfahren. Es wäre zu wenig Heuchelei  und zu stumpf einfach zu behaupten: Es geht nur um Geld. Geld fürs Atelier, Geld für die Miete, Geld fürs Material, Geld fürs Essen, Geld für die Ausstellung, Geld für die Werbung, Geld fürs i-Pad... Und weil das so stumpf wäre, fahren wir alle auf das vermeidlich Authentische ab. Am besten so richtig kaputt, wie Dash Snow, Amy Winehouse oder Curt Courbain. Sie lebten scheinbar das unkontrollierte Leben für uns. Wir armen Irren.

Um zurück zur Wahrnehmung zu kommen, nehmen Künstler nicht wahr, wie Machtprozesse, Herrschaft, Manipulation ablaufen, in den traditionellen Medien, in den sozialen Medien usw oder ist das Latte , solange sie sich in aller Ruhe ihrem Projekt zur Erforschung der ästhetischen Potentiale des Nasebohrens widmen können? Und mit ihrem Alleinstellungsmerkmal und Stratgie am Markt(!) weiter kommen? Sind nicht Künstler angehalten mal diese Dinge wahrzunehmen, statt all des tollen nerdischen Krams? Nicht das ich Wahrnehmung konfektionieren will, aber wundern tuts mich schon.

Eine Welt wahrzunehmen in der das Ich sich selbst total entfremdet ist, ganz zu schweigen von anderen Ichs, in der gerade soviel Geld an die Bevölkerung verteilt wird, dass sie genug hat um den Konsum und das Wachstum in Schwung zu halten, damit die Gewinne maximiert werden können, wär das doch mal ne künstlerische Auseinandersetzung wert.

Eine Welt, die ständig schreit kauf mich, dann geht es dir besser. Eine Welt, die ein paar Hundert Kilometer weiter schon dabei ist zu implodieren. Und nicht nur die Künstler sind gefragt, sondern jeder sollte mal versuchen die Augen nicht nur für das nächste Schnäpchen und das nächste tolle Lifestyleprodukt aufzumachen. Dann können wir uns vielleicht so absurd- traurige Anblicke sparen wie heute, als einige wenige Menschen inmitten der Powerschoppenden Horden ihre Solidarität mit den Menschen in Südeuropa kundtaten.


 Ansonsten: das nächste Dschungelcamp und die nächste Folge DSDS kommen bestimmt. Wer es mit mehr Stil und Tiefe mag, da tuts auch Westart oder Aspekte.

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