Mittwoch, 31. Oktober 2012

Kreativmarkt? Nein Danke....


 In Zeiten von „Kulturinfarkt“ und Urheberrechtsdebatte stellt sich die Frage:  Was ist uns Kunst heute noch wert? Was ist uns Arbeit heute noch wert?  Brauchen wir als Gesellschaft überhaupt noch Kunst? Kunst die jenseits von irrwitzigen Marktexzessen existiert? Und wie sollen die Künstler existieren, deren Arbeiten nicht immer neue und aberwitzigere Rekorde in den Auktionshäusern hervorrufen?


Ist es nicht an der Zeit als Künstler über alternative Jobmodelle nachzudenken und im Zeichen der von uns geforderten Flexibilität umzusatteln auf etwas, das ein besseres Einkommen verspricht?  Künstler sind Teil eines  neuen Lumpenproletariats, das man treffender als Kreativproletariat bezeichnet.  Durch die sich immer weiter ausdehnende Vorherrschaft der neoliberalen Ideologie mit ihrer Auslagerung der Verantwortung und des Risikos auf den Einzelnen sind wir gezwungen für Geld alles zu tun, egal was. In letzter Konsequenz auch Sex und Mord, solange sie nur profitabel sind. Denn der alles beherrschende Faktor, dem sogar die Ethik untergeordnet wird, ist der Profit. Moral erwirtschaftet zu wenig Gewinn und ist leider nicht finanzierbar in diesem Land. Alles wird auf die Kostenfrage reduziert, ob dies die Errungenschaften des Sozialstaates sind, die Fragen zur Energieversorgung  oder gleich ganze Staaten.

 Ein–Euro-Jobs, Harz IV und Leiharbeit schaffen 
prekäre Existenzbedingungen unter denen nicht nur Künstler leiden, sondern die eine breite Schicht unserer Gesellschaft betreffen.  In der Performancereihe „Zum Wert der Kunst“ untersuche ich diese Fragen in dem ich alternative Berufsmodelle erkunde, die genauso prekär sind, wie das des Künstlers - ohne allerdings den Glanz des allgegenwärtigen Kreativen zu haben. Stattdessen zeigen sie den alltäglichen Existenzkämpf und die Lebensbedingungen im Spätkapitalismus ohne jede künstlerische Überhöhung.




2 Kommentare:

  1. Markt oder "Moral"

    "Ihr habt gehört, dass gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei."

    "Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, dass der Besitz der Produktionsmittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muss, dessen Ausdruck eben der Mehrwert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass das heute auf Seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitzlosen (Arbeiter) übergehen kann, dass man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut."

    Der Prophet Jesus von Nazareth war das größte Genie aller Zeiten. Er entdeckte als erster Denker in der bekannten Geschichte – fast 19 Jahrhunderte vor dem Sozialphilosophen Silvio Gesell – die einzige Möglichkeit, wie Menschen wirklich zivilisiert zusammenleben können: das Grundprinzip der absoluten Gerechtigkeit als Basis für die ideale Gesellschaft.

    Wäre Jesus nur der moralisierende Wanderprediger gewesen, zu dem ihn die "heilige katholische Kirche" machte, wüssten wir heute nicht, dass es ihn jemals gegeben hat, denn die "Moral" ist eine irrelevante Größe. Solange es möglich ist, einen unverdienten Gewinn auf Kosten der Mehrarbeit anderer (Frucht vom Baum der Erkenntnis) zu erzielen, wäre selbst dann, wenn alle Menschen "gut" wären, der nächste Krieg unvermeidlich. Sind aber leistungslose Kapitaleinkommen in einer monopolfreien Marktwirtschaft eigendynamisch auf Null geregelt, bedeutet es prinzipiell das Beste für alle, wenn der Einzelne nur das Beste für sich anstrebt (Gemeinnutz = Eigennutz). Der Moralbegriff löst sich auf.

    3 Verwandlungen

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  2. absolute gerechtigkeit macht mir aufgrund der totalität des begriffes ein wenig angst. die mehrwert/arbeit theorie find ich irgendwie von marx schlüssiger als von jesus, dies mag aber dran liegen, dass ich atheist und materialist bin. bei jesus zieht mir viel suviel auf das jenseitige paradies ab. ich finde es eigentlich ne gesunde einstellung, das gute leben im hier und jetzt zu fordern. vergl.: robert pfaller: wozu es sich zu leben lohnt - elemente materialistischer philosophie mittlerweile als taschenbuch erhältlich. besprechung: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/robert-pfaller-wofuer-es-sich-zu-leben-lohnt-das-leben-ist-der-gueter-hoechstes-nicht-1613052.html

    gruss
    oliver

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